Mittwoch, 6. Dezember 2006

Das Tier im Menschen

Der Kern des Betriebssystems
Die Frage muss doch lauten: Müssen wir bei allen Fragen, die unsere Geschlechtlichkeit und das Verhältnis zum anderen Geschlecht betrifft, nicht unseren animalischen Kern berücksichtigen, den Teil, den wir von unseren Vorfahren ererbt haben und der einer kulturellen Veränderung kaum zugänglich ist. Dieser Kern, in einem netten Buch für Jungunternehmer gibt der Autor diesem Kern den Namen Schorsch, unseren Heizer, sitzt in dem Teil unseres Zentralnervensystems, welcher dem Willen nicht zugänglich ist. Bei diesem Kern handelt es sich um maschinennahe Software. In ihr ist das Wissen von Generationen gesammelt, und die Ergebnisse von Lernprozessen, die uns emotional sehr berührt haben. Die Schnittstelle zwischen diesem Kern und unserer bewussten Welt ist das Limbische System. Der Kern ist in unserer Benutzeroberfläche repräsentiert durch Emotionen. Der Kern steuert unsere Bedürfnisse und ist Quelle unserer Motivation. Der Kern hat eine eigene
Persönlichkeit, die nicht unserem Willen unterliegt. Er ist der Manipulation zugänglich, weswegen wir auf Literatur und Filme mit Emotionen reagieren, obwohl wir doch wissen, dass sie nicht real sind. Der Kern hat nur zwei Aufträge: Sorge dafür, dass die dir anvertraute Maschine überlebt. Sorge dafür, dass sich diese Maschine fortpflanzt. Der Kern ist derjenige, der morgens das Licht in unserem Kopf anmacht und derjenige, der es abends löscht. Sei lieb zu ihm.

Instinkte
Der Begriff Instinkt wird verschieden verwendet. Eine Bedeutung will ich beschreiben, um Schlüsse ableiten zu können.
Instinktverhalten bei Tieren beschreibt komplexe Verhaltensweisen bei Tieren, z. B. den Paarungstanz, die dadurch ausgelöst werden, dass bei entsprechender Grundstimmung des Tieres (Brunftzeit) dieses durch einen Schlüsselreiz (das Weibchen/Männchen oder Signalträger auf diesen) stimuliert wird. Das Tier reflektiert sein Verhalten nicht. Es hat kaum einen Entscheidungsspielraum. Es handelt, wie es fühlt. Es fühlt, wie es handelt.
Auch wir verfügen noch über Instinkte, nur lösen diese keine Zwangshandlungen aus, sie bereiten jedoch die zu erwartende Handlung vor. Wir fühlen diese Instinkte als Emotionen und die sie begleitenden physiologischen Reaktionen, z. B. Erektion, Lubrifikation, Blutdruckerhöhung, Erweiterung der Pupillen, Schweißsekretion, Blutdruckanstieg. Statt der Zwangshandlungen treten bestimmte Gesten auf: das Hochziehen der Augenbrauen, das Zurückwerfen der Haare, das Zusammenziehen der Stirnmuskulatur etc.
Wir lernen im Rahmen unserer Sozialisation, mit unseren Instinkten (Trieben, Gefühlen ...) sozialverträglich umzugehen, das nennt man Beherrschung. Gut, dass das so ist. Es ist eine lustige Vorstellung, sich vorzustellen, wie jetzt im Frühling in der Stadt wildfremde Männer und Frauen, kaum, dass sie sich erspäht haben, in wilde Balztänze ausbrechen, um bei befriedigendem Ausgang desselben auch sofort zu kopulieren, ohne je die Chance zu haben, willentlich diesen Ablauf zu stoppen.

Die Entscheidungsfreiheit
Zwischen Wahrnehmung und Reaktion steckt beim Menschen die Interpretation. Stellen sie sich einen kräftigen, großen Mann vor, der mit hochrotem Kopf und Zornesfalten laut brüllend vor seiner kleinen zierlichen Frau steht. Doch diese, anstatt sich zu fürchten, sagt nur: "Ach, Heinrich, du siehst so süß aus, wenn du so wütend bist", und fällt ihm um den Hals.
Wenn sie genau weiß, dass er ihr doch nichts tut, kann sie seine "Schlüsselreize" ignorieren..


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