Mittwoch, 4. April 2007

Mythos Kinderwunsch

Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Artikel schon an anderer Stelle gepostet habe - egal - er ist es wert, nochmals gelesen zu werden.
Es ist ein feministischer Mythos, die Ehe und Kinder wären für Männer Methode, Frauen zu unterdrücken, von der Selbstverwirklichung abzuhalten.
Das genaue Gegenteil ist wahr. Ehe und Kinder sind Knechtschaft für den Mann, der sein weiteres Leben für andere Arbeiten darf, vom Ertrag seiner Arbeit nur die Krümel sieht. Für ein Linsengericht (schlechten Sex) gibt er seine Freiheit auf.
Ein wahrhaft schlechtes Geschäft, das nur Frauen und Kindern nutzt. Wo Männer nicht mehr vorhanden sind, die Kohle ranzuschaffen, da sieht es mau aus. Die alleinerziehenden Mütter sind für Staat und Gesellschaft ein teueres Problem, die verkorksten Jungs aus diesen Verhältnissen ein Nährboden der Kriminalität.
Es gibt wenig, was Frauen für Männer tun, was Männer wirklich nutzt. Selbst die Behauptung, die Ehe würde lebensverlängernd auf Männer wirken ist eine Täuschung, weil Frauen nämlich nur gesunde und leistungsfähige Männer heiraten (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Das hohe Lebensalter von Mönchen zeigt im Vergleich zum Normalpapa, wie desaströs die Ehe auf die Gesundheit von Männern wirkt.

Der neue Mann, der Artikel weist den Weg.


25. September 2004, 00:00 Uhr
Von Michael Klein

Mythos Kinderwunsch

Da hilft kein Elterngeld: Viele Männer können sich etwas anderes vorstellen, als Papa zu werden
Die Deutschen werden immer weniger. Das ist für unsere Politiker ein Problem, und die Quelle allen Übels haben sie auch schon ausgemacht: Da jeder Mensch Kinder in die Welt setzen wolle, sich nichts sehnlicher wünsche, als eine Familie zu gründen, müsse irgendetwas die Familiengründung verhindern. Sie haben gesucht und wurden fündig. In Deutschland gebe es ein Vereinbarkeitsproblem. Frauen wollten nämlich beides, arbeiten und Kinder bekommen. Hätten sie Letztere nicht, dann sei Ersteres, die Arbeit, schuld.
Um den fehlenden Nachwuchs zu bekommen, werden Mütter alimentiert, gesponsert und begünstigt, wird versucht, die Vereinbarkeit von Beruf und Kind mit allerlei Legislativem herzustellen. Der Erfolg ist gering: Die Reproduktionsrate ist, obwohl so viel wie noch nie zuvor in Deutschland für Kinder gezahlt wird, so gering wie noch nie zuvor in Deutschland. Zeit, einen schüchternen Einwurf zu machen: An der Reproduktion sind nicht nur Frauen beteiligt, sondern auch Männer - ja, wirklich, und auch nach der Geburt benötigt man sie, meist als "male breadwinner", wie Christian Schmitt schreibt.
Schmitt arbeitet beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und hat etwas Bemerkenswertes getan: Er hat eine Studie über Männer durchgeführt, die kinderlos sind oder bleiben. Noch bemerkenswerter - wenngleich vermutlich folgenlos - ist, dass die Studie als Expertise im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend entstand. Kinderlose Männer, so hat Schmitt herausgefunden, gibt es eine ganze Menge, mehr noch als Frauen: 33,8 Prozent der über 20-jährigen Männer, aber nur 26 Prozent der entsprechenden Frauen in Schmitts Datensatz (mit immerhin 8639 Befragten) waren kinderlos.
Sollte die deutsche Reproduktionskrise gar nicht auf ein Vereinbarkeitsproblem von Frauen zurückzuführen sein, sondern unter anderem darauf, dass es Männer gibt, die es nicht mit sich vereinbaren können, der Alleinernährer zu sein, die sich die Frage stellen, warum sie der Alleinernährer sein sollten, und, mehr noch, sich fragen, warum sie Kinder haben und eine Frau für deren Erziehung bezahlen sollten? Und am Ende gibt es gar Männer, die keine Kinder wollen.
Schmitt interpretiert seine Ergebnisse anders: Männer, so meint er, schöben ihren Kinderwunsch so lange hinaus, bis sie es sich leisten könnten, Frau und Kind(er) zu finanzieren. Doch wie erklärt man vor diesem Hintergrund, dass bereits jetzt 16 Prozent seiner über 45-jährigen Männer keine Kinder haben? Hat es bei denen zu lange gedauert, bis sie sich ihren Kinderwunsch ökonomisch erfüllen konnten - und als sie ihn sich dann erfüllen konnten, war der (biologische) Zug halt schon abgefahren?
Die Erklärung, die sich aufdrängt, ist eine andere: Lebensentwürfe lautet das Stichwort. Kinderlosigkeit korreliert bei Männern wie bei Frauen mit Bildung: Je höher die Bildung, desto seltener Kinder. Auswanderungsstatistiken belegen, dass Deutschland insbesondere hoch gebildete junge (!) Männer den Rücken kehren. Sie gehen ins Ausland, um dort ihren Berufswunsch ausleben zu können. Manche Männer denken tatsächlich, sie seien mehr als designierte Familienväter, deren Lebensaufgabe darin besteht, Geld anzubringen und für den Unterhalt der Kleinfamilie im netten Reihenhaus zu sorgen. Entsprechend mehr wollen sie von ihrem Leben. Und seit es die Pille gibt, ist auch die Zahl der Frauen, die nicht für Nachwuchs sorgen und nicht unterhalten werden, sondern mehr von ihrem Leben wollen, wieder größer geworden.
Eigentlich ist das nichts Ungewöhnliches. Moderne Gesellschaften basieren auf der Arbeitsteilung. Und die wurde jahrhundertelang auch bei der Reproduktion praktiziert: Zu keiner Zeit hat sich, relativ gesehen, ein derart großer Teil der Bevölkerung fortgepflanzt wie heute. Zu keiner Zeit wurde Menschen heftiger und nachhaltiger eingeredet, sie hätten einen ganz natürlichen Wunsch nach Kindern, als heute. Dem ist nicht so, wie die unterschiedlichsten anthropologischen Untersuchungen aus aller Welt zeigen: Kinder stellen sich "halt" ein oder sind zur Alterssicherung notwendig. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass es so etwas wie einen Kinderwunsch gibt, doch legen anthropologische und soziologische Untersuchungen den Verdacht nahe, dass ein solcher Kinderwunsch eher Ausfluss dessen ist, was als gesellschaftliches Wohlverhalten gilt, und sich weniger der individuellen Überzeugung verdankt. Ausgeschlossen ist Letztere zwar nicht, doch für eine wachsende Anzahl deutscher Männer sind Kinder keine Option: Sie wollen kein Leben lang für Kind(er) und Frau zahlen.
Trotz aller Ideologie vom "neuen Mann" - er ist nicht totzukriegen, der Traum, einen Unterschied zu machen, der Wissenschaftler zu sein, der einen Impfstoff gegen Malaria entwickelt, der Ingenieur zu sein, ohne dessen Konstruktionen ein Bewässerungsprojekt nicht möglich wäre, der erste Mensch auf dem Mars zu sein. Das ist etwas anderes, als "Papa" zu sein. Es betrifft auch nicht nur Männer. Auch Frauen träumen davon, etwas anderes zu sein als "Mama". Träume kann man mit Kinder-, Eltern- und Erziehungsgeld nicht verrechnen, aber Träume kann man wahr machen.
Michael Klein betreibt die Leipziger Agentur für Nachrichten aus den Sozialwissenschaften.

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