Montag, 25. Februar 2013

Die zweigeteilte Frau und der eine Körper des Mannes

Rüdiger Suchsland 06.02.2013

Sex, Lügen und keine Tapes: Was ist eigentlich Sexismus?

Stiere und Ochsen, Kühe und Euter - das war das Niveau des ARD-Grand-Slam, der Talkrunde von Jauch bis Beckmann. Worum ging es? Am wenigsten ging es ernsthaft um das, was Frauen an wirklich unangenehmen Dingen, jenseits aller Dirndl-Größen-Primitivanmache, so erfahren. Es ging nicht um wichtige Grenzen, sondern diese wurden gerade eingerissen. Den Frauen und dem Anliegen, vor Übergriffen und Belästigung geschützt zu werden, wurde kein Dienst erwiesen, dieses Anliegen wurde vielmehr auf lange Zeit diffamiert und lächerlich gemacht, weil plötzlich, eine Woche lang, alles Übergriff und Belästigung sein soll: ein Blick, ein Wort, ein Kompliment, kein Kompliment, ein schlechter Witz, eine Bemerkung über Fußball, ein Schweigen. Was wohl eine Hannah Arendt oder Simone de Beauvoir zu dieser Entwicklung und zur Brüderle-Debatte gesagt hätten?

Samstag, 23. Februar 2013

Ein Manifest für den Mann?

  15.03.2012   10:57   +Feedback

Ein Manifest für den Mann?

Ein „Manifest für den Mann“ – das müsste doch was für mich sein! Noch dazu ein „notwendiges“. Die erste Forderung, die Ralf Bönt in seinem soeben erschienenen Buch aufstellt, lautet: „Wir brauchen das Recht auf ein karrierefreies Leben.“
Das passt gut zu der Hintergrundmusik, die wir gerade hören: Da singt ein großer Chor von besseren Karrierechancen für Frauen und stimmt das Lob auf die Quote an, weil sie dafür sorgt, dass in Führungspositionen nicht mehr so viele Überstunden gemacht werden. Es passt auch gut zu dem vielstimmigen Klagelied über ehrgeizige Männer, die schon deshalb keine guten Väter sein können, weil sie zu viel arbeiten.
Ein alter Hut. Schon Esther Villar hatte eine Utopie ausgemalt, in der die Arbeitszeit grundsätzlich auf 25 Stunden in der Woche begrenzt ist. Man kann verstehen, wie es zu so einer Wunschvorstellung kommt - und es verträgt sich gut mit der neuen Idee vom bedingungslosen Grundgehalt. Aber ist es mehr als nur eine Wunschvorstellung?
Es erinnert auch an einen Witz: Fragt der Lehrer ein junges Mädchen, was sie später mal werden möchte und sie antwortet: Karriereverzichterin. So witzig ist das nicht. Eine Frau kann sich so einen Lebenslauf finanzieren lassen. Ein Mann auch? Sollte er ein Recht darauf haben?
Die anderen beiden Rechte sind: das „Recht auf Krankheit“ und das „Recht auf eine geehrte Sexualität“. Soweit das Manifest. Mehr nicht. Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass Ralf Bönt eigentlich etwas anderes als ein „Manifest für den Mann“ schreiben wollte. Er hat auch etwas anderes geschrieben – und das muss ja nicht schlecht sein. Ist es aber.
Das Buch wirkt wie ein Zirkusprogramm, bei dem als großartige Ouvertüre die Vorführung der Elefanten kommt und danach in voller Länge die Dressur der weißen Häschen. Zuerst werden riesige Brücken geschlagen, die von der französischen Revolution bis heute reichen, da wird mit großen Begriffen jongliert, da wird theoretisiert und verallgemeinert - und dann wird das Besondere vorgeführt: Es folgt eine detailreiche, anrührende Anekdotensammlung aus seinem Leben, die gekonnt geschrieben ist, manchmal recht belanglos wirkt, aber immerhin wahr ist

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