Sonntag, 17. August 2014

Nochmal off topic

Die zwei Weltkriege lassen mich einfach nicht los, und es drängt mich, hier nochmal auf die französische Seite einzugehen.

Eine grundsätzliche Bewertung gleich zu Beginn:

Die Dummheit (und Aggressivität) französischer Deutschlandpolitik wird nur übertroffen durch die Dummheit (und Aggressivität) französischer Deutschlandpolitik.

Wir wollen nicht vergessen, dass Deutschland und Frankreich Schwestern sind, denn beide verdanken ihre Existenz dem germanischen Stamm der Franken, die aus den gallischen Resten des römischen Reiches und den verschiedenen Stammesgebieten in Germanien ihr Reich geschaffen haben, dessen herausragendster Vertreter der Karolinger Karls der Große ist, den man in Frankreich Charlemagne (von Carolus Magnus) nennt. Die fränkische Art der Erbfolge, die Teilung des Besitzes nämlich, führte letztlich dazu, dass sich der germanische und der romanische Reichsteil dann in verschiedenen Reichen fand und somit unterschiedliche Entwicklungen nahm. Dabei blieb die Sprache der Bildung erst einmal gleich: Latein. Es dauerte eine Weile bis die Sprache des Volkes, Romans und Diutisce, auch Einzug in die Literatur fand.

Ich will hier nicht den geschichtlichen Ablauf nacherzählen, der aus dem Westreich ein zentralistisch verwaltetes Königstum und aus dem Ostteil ein Flickenteppich territorialer Herrschaften im Gefäß eines ominösen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation werden ließen, dessen Oberhaupt, der Kaiser, seine Macht wesentlich aus seinem eigenen Territorialbesitz zog und eher bestrebt war, die Macht seiners Hauses zu steigern, als Politik zum Wohl des anvertrauten Reiches zu führen.

Irgendwann hatte sich Europa daran gewöhnt, das Gebiet des Heiligen Reiches als Verfügungsmasse und Ort der Kriegsführung zu nutzen. Seit dem 30-jährigen Krieg vor allem seit Ludwig XIV. verwüsteten regelmäßig französische Truppen das Reichsgebiet, worunder die deutsche Bevölkerung schwer zu leiden hatte. Gnadenlos nutzten die französischen Könige die Schwäche ihres Nachbarn zur Expanion zu Lasten des Reiches und überschritten mit der Annexion von Deutsch-Lothringen und des Elsass sogar die seit Jahrhunderten bestehende Sprachgrenze. Seinen Höhepunkt fand diese Annexionspolitik unter Napoleon, der dem Heiligen Reich den Todesstoß versetzte.

Dieser Dauerkrieg gegen das Reich war oft gegen die ureigensten Interessen Frankreichs. So führte die Teilnahme Ludwig XV. im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen zum Verlust der französischen Kolonien in Nordamerika und Indien.

Die Idee der Nation als Staatsnation verwirktliche sich zuerst in Nordamerika beim Unabhängigkeitskrieg gegen Britannien und in Frankreich im Rahmen der französischen Revolution. Aber diese Idee verbreitete sich in ganz Europa und fasste auch in Deutschland Fuß. Sie wurzelte letztendlich im liberalen Bürgertum, das die ständische Organisagion als unnatürlich und beengend empfand, während große Teile des einfachen Volkes in Treue zu den Monarchen verharrten, die in dieser eher familiären Herrschaft mehr Sicherheit verspürten als in der Abhängigkeit von irgendwelchen Konzernherren.

Nun hätte man ja erwarten dürfen, dass das revolutionäre Frankreich, nun als Nation konstituiert, die nationalen Einigungsbemühungen der Nachbarvölker begrüßen und unterstützen werde, vor allem dort, wo klare Sprachgrenzen die Trennung der Völker erlauben.

Doch weit gefehlt! Auch die französische Republik fuhr fort, Vorteil aus der Zersplitterung der deutschen Staaten zu ziehen und diese Zerplitterung sogar zu fördern ("Wir lieben Deutschland so sehr, dass wir froh sind, dass es mehrere davon gibt") Anstatt Völker zu dem werden zu lassen, was ihrer Natur und ihrem Lebensraum entspricht, blieb es bei der Unsitte der Kabinette, Staaten unter dem Gesichtspunkt von Gleichgewichten und Machtinteressen zu sehen. Und so kam es, wie es kommen musste: Die deutsche Einigung (allerdings ohne Deutsch-Österreich) war nur nach einem Krieg mit Frankreich möglich, primär einem Krieg gegen das kaiserliche Frankreich unter Napoleon III, der sich aber dann ausweitete, als nach dem Sturz des frz. Kaisers die Republik die Kampfhandlungen fortsetzte. Frankreich verlor das deutschsprachige Elsass und den Teil Lothringens, der weitgehend deutschsprachig war und musste eine Kriegskontribution zahlen.

Ein für den französischen Nationalstolz sicher ein Schlag, aber man darf nicht vergessen, dass es in Süddeutschland kein noch so kleines Kaff gibt, das nicht mindestens einmal von französischen Truppen abgefackelt wurde. Auch darf nicht vergessen werden, dass nach dem Abzug der Franzosen bei den Napoleonischen Kriegen, das Land ausgeplündert zurück blieb. Nach den vielen Verwüstungen und Greueln, welche die Deutschen durch Frankreich erlitten haben, war das, was dem 1871 besiegten Frankreich angetan wurde, eine harmlose Revanche, welche den Lebensnerv Frankreichs nicht im mindesten tangierte.

Auch wurde Frankreich durch das zweite Kaiserreich der Deutschen keineswegs bedroht, betracheten doch der Gründer Bismarck als auch die Nachfolger im Amt und die Herrscher das Reich als konsoldiert und bestanden zu keinem der Nachbarn Territorialkonflikte oder Annexionswünsche. Natürlich hatte das neue Reich mit zunehmender Bedeutung des Exports, wie die anderen imperialisischen Mächte auch, den Wunsch, sich in der Welt zu entfalten, nahm am Ringen um Kolonien und Einflusssphären teil, wobei es dabei ja am Katzentisch saß, war doch der interessantere Teil der Welt schon verteilt. Und die etablierten Mächte, also Frankreich, Britannien und Russland, zeigten sich nicht gewillt, die Interessen der neu aufsteigenden Macht zu berücksichtigen. Allein die Existenz des Reiches war den Nachbarn lästig, und wäre dieses mit Samtpfötchen aufgetreten, es hätte ihm nichts genutzt.

Was wäre für Frankreich näher gelegen, sich mit dem Nachbarn zu verständigen und von dessen Dynamik zu profitieren. Jahrhunderte lang hat Frankreich die kontinentaleuropäische Politik dominiert, war Französisch die Sprache der Gelehrten und der Aristokratie. Warum nicht vom deutschen Wirtschaftswachstum profitieren, einen starken Partner gewinnen um dann in der Welt mehr Gewicht zu haben.

Aber nein, als ob das schmale Grenzländchen Elsass-Lothringen das Juwel in der Krone Frankreichs gewesen wäre, ohne den Besitz desselben, die französische Gloire ganz erloschen wäre, pflegte man einen gediegenen Revanchismus, lies keine Möglichkeit aus, das Reich herauszufordern und suchte sich einen Verbündeten, das autokratische Russland, dessen Interessenlage der französischen total konträr war. Welches Interesse hatte Frankreich am Balkan? - Keines! - Und welche gemeinsamen Interessen verband Frankreich mit Russland (außer dem, Deutschland zu bedrohen). Keine!

Schon von der Wesensart her passen Russen und Franzosen überhaupt nicht zusammen.

Und es zeigte sich dann im ersten Weltkrieg, dass die russische Karte nicht stach! Stattdessen hatte man die Deutschen am Hals, was Millionen von Toten und Verletzten forderte und die Wirtschaft Frankreichs ruinierte, der erste Schritt zum Verlust der Weltgeltung. Welche Dummheit, welche grandiose Dummheit! Ein Freundschaftsvertrag mit dem Reich, mit entmilitarisierung von Elsass-Lothringen, mit Autonomiestatut für dieses Ländchen, mit Kooperation bei der Nutzung der Kohleminen, das wäre es gewesen. Ein Freihandelsabkommen mit dem Reich, gemeinsame Militärmanöver, klare Abgrenzung der Interessengebiete, Schaffung gemeinsamer Interessengebiete, das hätte das Ziel der französischen Außenpolitik nach 1871 sein müssen.

Die französischen Eliten leiden an einer besonderen Form des Narzissmus. Sie meinen, Frankreich müsse immer das Größte, das Beste, das Kultiviereste, das Bedeutendste sein. Das ist ein Fehler! Die europäischen Nationen wechseln sich in der Führung ab, so wie innerhalb Deutschlands die Bundesländer. Und Deutschland als verspätete Nation hatte eine Menge aufzuholen. Da bot es sich doch an, diese aufstrebende Macht einzubinden, als Freund zu gewinnen.

Zu so einer klugen Strategie war und ist Frankreich aber nicht in der Lage. Chauvinismus, Machtpolitik und Neid sind die Triebfedern französischer Politik. Ein Gockel, der lieber den Kopf verliert, als beizeiten den Schnabel zu halten. Für die französischen Eliten ist selbst Kleinstdeutschland, und als solches muss man die BRD wohl bezeichnen, fehlen nicht nur die Ostgebiete und das Sudetenland, sondern auch Deutsch-Österreich zum 1848 erträumten deutschen Nationalstaat, selbst Kleinstdeutschland ist der französischen Politik noch zu groß. Denn nur umgeben von Zwergen, kann sich Frankreich groß fühlen.

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