Mittwoch, 3. August 2016

Sex and the Office

In dem Buch "Sex and the Office" setzt sich Kim Elsässer mit den Gräben zwischen den Geschlechtern auseinander, welche durch die Anti-Harassment-Politik vertieft werden, zum Schaden der Frauen, welche so von männlichen Mentoren, männlichen Netzwerken und wichtigen Informationen ausgeschlossen werden.
Sie belegt, anhand konkreter Zahlen, dass die Bemühungen um mehr Diversity, d.h. mehr Frauen, Schwarze und Hispanics im Management und höheren Management, gescheitert sind.
Sie zeigt, dass es den Unternehmen, bedroht von rechtlichen Konsequenzen, mehr um die Absicherung gegen solche, als um die eigentliche Ziele geht, nämlich z.B. was Harassment betrifft, eine freundliche und kollegiale Atmosphäre am Arbeitsplatz zu ermöglichen und zwar für Männer und Frauen.
Die Autorin beleuchtet die Qualität der Schulungen und die negativen Effekt, die selbst hochwertige Schulungen haben können. Eine dieser Folgen ist z.B. dass Frauen als schwach und schutzbedürftig erscheinen, Merkmale, die einen im Arbeitsleben nicht eben attraktiv machen. Wenige, die im Beruf vorankommen wollen, suchen die Freundschaft eines Weicheis. Die Trainings erzeugen bei einigen Männern ein, ich finde durchaus gerechtfertigtes, Gefühl der Bedrohung durch weibliche Kollegen und Untergebene, was zu Kontaktvermeidung und großer Vorsicht führt. Andere Männer fühlen sich durch diese Pflichtschulungen belästigt oder gar beleidigt, und da der (wohl richtige) Eindruck vorherrscht, hier gehe es nur um das Wohlbefinden von Frauen, werden die weiblichen Mitarbeiter des Unternehmens für diese Belästigungen verantwortlich macht, was zu eine schlechten Zusammenarbeit und einer Einschränkung der Kommunikation führt. Die Männer verschweigen ihre Verärgerung, aus gutem Grund, ändern aber ihr Verhalten zu Kolleginnen zu deren Nachteil.
Auch, und auch das wird im Buch an Studien festgemacht, hat sich gezeigt, dass das Anti-Harassment-Training offensichtlich eher einen gegenteiligen Effekt hat. Da durch die Schulungen der Eindruck erweckt wird, unangemessenes Verhalten zum anderen Geschlecht sei unter Männern Usus, sinkt die Hemmschwelle bei einigen Männern, nach dem Motto, wenn es doch alle tun....
Das Buch ist zur Gänze lesenswert. Besonders, weil die Autorin nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher kommt. Es ist auch kein Buch, das dem vorherrschenden Männer-Bashing huldigt. Es zeigt sich, dass Regeln und Handlungen, die aus guter Absicht und mit guten Zielen erlassen und durchgeführt werden, Nebenwirkungen zeigen, unerwartete Effekte, welche letztlich das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken.
Da fällt mir doch gleich das neue Sexualstrafrecht ein.
Manche Kapitel beginnen mit einem Zitat, und gerade vor dem Hintergrund des neuen Sexualstrafrechts, das so euphorisch von den weiblichen und einigen männlichen Abgeordneten des Bundestages geradezu orgiastisch begrüßt wurde (nie waren die Sessel des Hohen Hauses so feucht), erscheint mir das Zitat von Lyndon B. Johnson besonders bemerkenswert:

You do not examine legislation in the light
of the benefits it will convey if properly 
administered, but in the light of the wrongs
it would do and the harms it would cause if
improperly administered.

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